3869

April 27, 2024

„Diese Sprachnummer“

Tödliches Beleidigtsein

Der Bruder weinend

[Ein Funkenfeuer in mir. Jan, Portät eines Freundes]

3868

April 27, 2024

Aus der Fruchtblase

hinaus an die frische Luft

langsam vertrocknend

3867

April 27, 2024

Das Taubengurren

um sechs aus dem Innenhof

Zeit zum Aufstehen

3865

April 26, 2024

Salz in der Suppe

Beinahzusammenstöße

Crashen kann jeder

3864

April 26, 2024

heavy shoegazing

gimme that jazz sax improv

release me from rock

[Swervedriver – Never Lose that Feeling]

3863

April 26, 2024

Wir träumen uns weg

in die gute alte Zeit

als wir jung waren

[Die Partei – Autoselbstfahrer]

3862

April 25, 2024

fünfeinhalb km

start kurz vor den fußgängern

im überholrausch

[29:48]

3861

April 24, 2024

Vom Unbekannten

über blauen Planeten

ins Unbekannte

3860

April 24, 2024

Im Morgengrauen

unter der Sommerdecke

nach Wärme suchen

3859

April 22, 2024

Herunterprasseln

Aus dem Handgelenk schütteln

Stechende Sonne

[Yussef Dayes – Afro Cubanism]

3858

April 20, 2024

Neun Tage spaziert

Sonnenaufgang am Brocken

Die Ilse hinab

[Heinrich Heine – Die Harzreise]

3857

April 20, 2024

Alter Mann mit Hund

Auf dem Fuß folgt die Krähe

dem Hundefutter

3856

April 19, 2024

Wie die Fußsohlen

bei dem Gehen Schritt für Schritt

durchmassiert werden

3855

April 18, 2024

Der Text verstörend

Das Video faszinierend

Die Musik schwebend

[Nichtseattle – Frau Sein (Werkstatt)]

3854

April 17, 2024

Sensualität

Nicht weit, der Weg zur Hölle

aus dem Paradies

[Lou Doillon – Places (live, via)]

3853

April 17, 2024

Neun Stunden screen time

im vergitterten Parterre

Dann raus mit dem Hund

April 15, 2024

Travelling at the speed of the soul (Nick Hunt)

3851

April 14, 2024

Echte Gitarren

Was hat sie da gesungen?

Wenn die Zeit reif ist

[Nichtseattle – Beluga (Eigentumswohnung)]

3850

April 14, 2024

Die Streuobstwiesen

Während der zweiten Runde

gehören sie mir

3849

April 14, 2024

Auf der Brücke sitzt

der Junge im Lastenrad

Juhu! Die S-Bahn!

April 13, 2024

Innehalten

3848

April 13, 2024

a fragile beauty

all we have is here and now

a gracious present

[Beth Gibbons – Floating on a Moment]

3847

April 13, 2024

Marienkäfer

hangelt sich den Grashalm hoch

Maus läuft hinter Stein

3846

April 12, 2024

Junge Rumänin

an der Kurfürstenstraße

Immer auf und ab

3845

April 11, 2024

Die Demokratie

nur in dem Fall gut finden,

wenn sie einem nützt

3844

April 11, 2024

Schau mal im Westen

wie riesig die Sonne ist

vor dem Untergang

[Steven R. Smith – Across the Boulevard]

3843

April 11, 2024

Beim Wort Störgefühl

fühle ich ein Störgefühl,

wenn ich es höre

3842

April 9, 2024

Unter der Decke

auf dem Gehweg ein Häuflein

Schuhe daneben

3841

April 9, 2024

Mann liegt auf der Bank

Beinstumpf ragt in den Himmel

Daneben Rollstuhl

3840

April 9, 2024

Das Tempo ganz raus

Die langen Wellen lecken

am Ufer des Sees

[Amanda Whiting – Facing the Sun (via)]

3839

April 9, 2024

Im Keller tanzen

mit geschlossenen Augen

bis zum Umfallen

[Einstürzende Neubauten – Planet Umbra]

3837

April 8, 2024

Der Orient ruft

Und jetzt alle zusammen

Computer Fade-out

[Ariel Kalma, Jeremiah Chiu, Marta Sofia Honer – Ten Hour Wave (via)]

3836

April 8, 2024

Luftige Brise

Nie wieder so alt werden

Sonnenstrahlentanz

[Van Morrison – Sweet Thing (mehr)]

Elisabethpfad F-MR, Epilog 15

April 8, 2024

Der Sommer ist da
Blick zurück nach vorgestern
Nadelnde Lärchen

Am letzten Tag des Urlaubs machen wir noch eine Exkursion in die Lahnberge auf der linken Lahnseite. Über Nacht ist es sommerlich geworden und die Natur ist erblüht. Die Temperaturen erreichen um die 25 Grad, die Sonne, die sich die ganze Woche so rar gemacht hatte, hat sich nun eines anderen besonnen und scheint heute als gäbe es kein Morgen.

Im TEKA-Kaufhaus – sehr sympathisch, dass es sowas noch gibt hier – kaufen wir noch schnell eine Mütze und das Marbuch.

Hinter der Elisabethkirche findet vor dem wegen unzureichendem Brandschutz geschlossenen Mineralogischen Museum, das ursprünglich vom Deutschen Orden als Kornspeicher genutzt wurde, ein Wochenmarkt statt. Wir schlendern über den Markt und spazieren an einem Lahnnebenarm entlang, der zurück in die Lahn fließt, gehen dann über eine Lahnbrücke und überqueren anschließend die Fußgängerbrücke über die vierspurige B3, die sofort auf der anderen Lahnseite in Nord-Südrichtung verläuft. Wir sind überrascht, dass sich in unmittelbarer Altstadtnähe eine viel befahrene, autobahnähnliche Straße erstreckt.

Wochenmarkt vor Mineralogischem Museum
B3

Es geht anschließend einen asphaltierten Weg steil bergauf in den Wald. Dort gehen wir auf dem unter dem Laub immer noch rutschigen Waldweg in Serpentinen hinauf zum Spiegelslusstturm, der auch Kaiser-Wilhelm-Turm genannt wird, weil er wie so viele Aussichtstürme kurz nach der Gründung des Deutschen Reiches gebaut wurde. Man hat von dem mit 400 m höchsten Punkt der Stadt ein schönes Panorama über die Altstadt und das Schloss, von dem Catherine gestern den Turm gesehen hatte und als Ausflugsziel auserkoren hatte. Den Turm ziert das Elisabethherz, das man nachts durch Anruf einer Nummer zum Leuchten bringen kann.

Spiegelslustturm
Blick auf Marburg vom Spiegelslustturm

In Süden in der Ferne erkennen wir den knapp 500 m hohen Dünsberg mit dem Fernmeldeturm, an dessen Fuß wir zwei Tage zuvor übernachtet hatten.

Wir steigen die Stufen hinauf zum Turm, die Aussicht nach Osten ist durch die hochgewachsenen Bäume versperrt. Oben im Inneren des Turms hängen einige Zeichnungen von Marburger Ansichten.

Im Wald gibt es Markierungen des MX9, einer Alternative zum Elisabethpfad von Eisenach nach Marburg.

Blick auf den Dünsberg vom Spiegelslustturm

Wir gehen nun weiter auf einem asphaltierten Weg durch den Wald nach Osten bis zum Klinikum, von wo wir einen Bus zum Botanischen Garten an den Gebäuden des neuen Unicampus vorbei nehmen.

Im Botanischen Garten sind überraschend viele junge Leute unterwegs. Wir sehen viele verschiedene Bäume, z. B. chinesische Mammutbäume, aber auch Gingkos, Obstbäume, viele Nadelbäume etc. Man kann die verschiedenen Rinden der Bäume betasten, die Buche sehr glatt, die Eiche sehr zerfurcht etc. Vor dem Bienenhaus herrscht ein reges Summen. Im Waschbärengehege ist niemand zu sehen. Die Tiere ruhen sich von ihren nächtlichen Aktivitäten aus. Im Café stärken wir uns mit einer herzhaften Schinkenwaffel mit Kräuterquark.

Wir gehen nun wieder zurück durch den Wald hinunter nach Marburg, wo wir nach  einer knappen Stunde unser Hotel erreichen und unsere dort deponierten Rucksäcke abholen sowie zum Bahnhof gehen. Der Regionalzug hat eine Viertelstunde Verspätung und ist wegen eines fehlenden Wagens knackevoll. Wir finden oben, wo die Temperaturen fast saunahaft sind – Klimaanlage Fehlanzeige, man kann nur wenige Fenster öffnen – noch 2 Sitzplätze. Gegen 20 Uhr sind wir wieder zuhause, wo uns der Nachbar mit Kimba, der Sennenhündin begrüßt.

Blick auf Elisabethkirche von St. Michaelskapelle

Zum Schluss noch etwas zum Namen Elisabeth. „Eli“ bedeutet Gott und „Sabeth“ (Sabbat) Sieben. Also „Gott ist Sieben“ oder „Gott ist Fülle“. Oben auf dem Nordturm der Elisabethkirche ist ein siebenzackiger Stern angebracht, der Elisabethstern. Eine kleine Variante mit den drei Elisabethpfaden drauf, habe ich bei der Wanderung um den Hals getragen.

Als nächste Tour bietet sich übrigens der dritte mir noch fehlende ca. 160 km lange Weg von Köln nach Marburg an. Den man auch in der anderen Richtung als Jakobsweg gehen kann. Der gerade neu erschienene Pilgerführer beschreibt den Weg in beiden Richtungen.

Elisabethstern

Elisabethpfad F-MR, 7. Etappe Oberweimar – Marburg 11

April 6, 2024

Das Wetter schwingt um
Der Weg gleitet unter mir

Ein letzter Anstieg

Noch eine erholsame Nacht in einer Einliegerwohnung. Man fühlt sich in einer eingerichteten Wohnung einfach mehr zuhause als in einem anonymen Pensions- oder Hotelzimmer. Wir kochen uns vier kleine Kannen Tee, futtern Muffins zum Frühstück.

Nach einem Plausch mit unseren Gastgebern an der Haustür, die glaube ich ursprünglich aus Tschechien stammen, geht es auf die letzte, kurze Etappe nach Marburg. Es tröpfelt immer noch etwas, aber der Regen lässt langsam nach und die Sonne kommt im Laufe des Tages raus. Wir können die Regenjacke bald um den Bauch binden, was auch deswegen Sinn macht, weil wir noch einige Steigungen vor uns haben und insbesondere gegen Ende ins Schwitzen kommen.

Der Weg geht auf matschigem Grund bald in den noch lichten Laubwald hinein. Ich komme schnell in meinen Rhythmus, die Beine sind leicht, das walker’s high stellt sich ein. Mitten im Wald mehrere Häuser, ein Freizeitgelände. Wir sehen Jugendliche kommen und gehen.

Es geht nun um den Stadtwald genannten Stadtteil herum. Dort sehen wir ein Eichhörnchen, das einem anderen hinterherjagt. Sie klettern spiralförmig in einem Affentempo den Baum hoch, nehmen keine Notiz von uns. Für ein Foto mit den beiden bin ich natürlich mal wieder zu langsam. La saison des amours est ouverte.

Stadtwald, Eichhörnchen

Hinter Stadtwald haben wir einen phantastischen Blick auf das Marburger Landgrafenschloss im Norden.

Blick vom Hasenkopf zum Landgrafenschloss

Es geht nun auf einem schmalen, romantischen Pfad hinab durch eine Wiesenlandschaft mit vielen Bäumen.

Blick zurück vom Heiligengrund

Unten liegt Ockershausen, ein Vorort von Marburg mit dörflichem Charakter. Dort im Bücherschrank steht ein Französisch-Deutsch-Französisch Wörterbuch mit 260.000 Wörtern, das ich unbedingt mitnehmen muss. Höchstens fünf Pfund schwer. Von hier geht es steil bergauf an einer vielbefahrenen, kleinen und kurvigen Straße zum großzügig angelegten Marburger Zentralfriedhof, wo u. a. die Theologen Rudolf Bultmann und Rudolf Otto bestattet sind. Wir gehen um den Friedhof herum und laufen nun im Streichen auf einem schmalen Fußweg Richtung Schloss. Es kommen uns hier einzelne Radfahrer in z. T. recht hohem Tempo entgegen, die sich nicht mal dafür bedanken, dass wir ihnen netterweise den Weg frei machen.

Im Schlosspark ruhen wir unsere müden Glieder auf einer Liegebank aus und trinken etwas Wasser, es gibt in dem Moment nichts Entspannenderes als sich in die Horizontale zu begeben und den Vögeln zu lauschen. Eine Kindergruppe, die zum Schloss hochgestiegen ist, hat die Liegebänke auch für sich entdeckt.

Marburg, Schlosspark

Wir gehen einmal ums Schloss, man hat einen Blick auf die Neustadt, gegenüber ist der bewaldete Hügel mit dem Spiegelslustturm. Im Innenhof des Schlosses eine Steinmetzarbeit, wo u. a. Elisabeth dargestellt wird, wo sie den Bedürftigen zu essen und zu trinken gibt.

Marburg, Innenhof vom Kurfürstenschloss
Marburg, Kurfürstenschloss. Detail.

In der Elisabethkirche, deren Südteil mit Elisabeths Grab und der Jesusskulptur von Barlach wegen Renovierung immer noch geschlossen ist, lassen wir uns den finalen, dunkelblauen Pilgerstempel geben. Aufgrund der meist geschlossenen Kirchen ist der Pilgerausweis recht leer geblieben.

Pilgerausweis
Marburg, Elisabethkirche. Elisabethaltar.

Wir schlendern durch die Altstadt, machen ein bisschen Shopping und kommen zur Universitätskirche, wo es eine Kunstausstellung mit Zeichnungen von Iris Kramer gibt. Dazu gibt es Texte der Künstlerin in Gedichtform. Ein interessantes Konzept, das ich gut gelungen finde, einige Zeichnungen werden für mich erst richtig durch die Texte erschlossen.

Marburg, Universitätskirche. Männerfreundschaft von Iris Kramer
Marburg, Universitätskirche. Die Alte von Iris Kramer
Marburg, Universitätskirche

Abends gehen wir Galettes essen und Cidre trinken in einem urigen kleinen Restaurant nahe der Lahn. Danach lassen wir den Abend ausklingen in einem Lokal im nahegelegenen Weidenhausen.

Marburg, dubiose Hausinschrift

Der ewig lange Korridor, der zu unserem Hotelzimmer im Anbau führt, erinnert mich stark an die berühmte Szene in dem scheinbar menschenleeren Hotel aus Barton Fink.

Elisabethpfad F-MR, 6. Etappe Lohra – Oberweimar 10

April 5, 2024

Heute alles zu
Regen und Matsch genießen
ganz für uns allein

Eine weitere erholsame Nacht, der Körper hat sich an den Wanderrhythmus angepasst, die körperliche Anstrengung am Tag wird mit der nächtlichen Regeneration belohnt.

Ausgiebiges Frühstück in der Ferienwohnung mit Smoothie, Osterei, großen Kürbiskernbrötchen, Lyoner und Bergkäse, dazu schwarzer bzw. grüner Tee. Zum Schluss Orange mit Joghurt.

Die Wettersituation hat sich nicht geändert. Draußen nieselt es. Gut, dass heute nur eine sehr übersichtliche Etappe auf dem Programm steht.

Da wir auch die nächste Nacht in einer Ferienwohnung verbringen werden und es auf dem Weg keine Geschäfte mehr gibt, gehen wir wieder zum Supermarkt im Ort, wo ich mich im glatten, gefliesten Eingangsbereich fast hinlege. Wir besorgen uns Tortellini, Tomatensauce und geraspelten Käse, die Backwarenverkäuferin „beglückwunscht“ uns noch zu unserer Wetterwahl diese Woche, nächste Woche soll es ja besser werden.

Wir verlassen den Ort auf einer Nebenstraße in Richtung Damm. Dort geht es dann wieder Richtung Waldrand, der Regen wird stärker.

Als wir aus dem Wald heraustreten, ist der Weg völlig vermatscht, wir gehen auf dem schmalen Grünstreifen daneben. Die Bauern sind mit  dem Wetter auch nicht zufrieden, da sie nicht raus auf die Felder fahren können, ohne sich festzufahren.

Zwischen Damm und Niederwalgern

Über uns das glucksende, sprudelnde Gezwitscher der für uns unsichtbaren  Feldlerchen, die sich vom Wetter nicht beindrucken lassen.

Im nächsten Ort Niederwalgern gibt es ein Café, das laut der Suchmaschine auf hat, in der verregneten Wirklichkeit jedoch in der Woche nach Ostern geschlosssen ist. Selbiges gilt für die Kirche, die allerdings mit einem „Ostergarten“ aufwarten kann.

Niederwalgern, Ostergarten im Kirchenvorraum

Wir beobachten diverses Federvieh, ein Huhn sieht sehr zerzaust aus, die Laufenten rennen aufrecht durch den Regen.

Ebenfalls zu, die Schulkantine, es sind ja Osterferien. Wir stellen uns unter – die Sitzunterlagen sind mal wieder Gold wert – und stärken uns mit einem Apfel.

Niederwalgern, sich aufplusterndes Huhn
Niederwalgern, Entengehege

Der weitere, meist schnurgerade Weg verläuft über den ausnahmsweise mal sehr willkommenen Asphalt. Eine Joggerin überholt uns.

Straße nach Oberweimar

In Niederwalgern reden wir mit einem jungen Bauern. Der Hofladen ist geschlossen, das Restaurant wegen Krankheit ebenso. Die Treppenstufen zur Kirche hoch hätten wir uns auch sparen können. Die Kirche war übrigens vor dem Bau der Elisabethkirche im 13. Jahrhundert die Stadtkirche von Marburg.

Oberweimar, Kirche

Wir kommen heute schon kurz vor eins in unserer Unterkunft an, einer geräumigen Airbnb Einliegerwohnung im Parterre, der Schlüssel liegt im Kasten und wir erholen uns den Rest des Tages im trockenen Warmen.

Lied des Tages: La Gadoue (Serge Gainsbourg)

Elisabethpfad F-MR, 5. Etappe, Fellingshausen – Lohra 20

April 4, 2024

Umweg durch den Wald
Treckerspuren, Pfützen, Matsch
Eine Rutschpartie

Ich wache morgens um halb sechs nach 7 1/2 Stunden Schlaf auf. Ein schon lange nicht mehr dagewesenes Gefühl der Ausgeschlafenheit macht sich breit. Irgendwann holt sich der Körper, was er braucht.

Wir frühstücken unten in der Gaststube und quatschen dabei mit dem Gastwirt. Er ist zwischen den beiden deutschen Staaten aufgewachsen. Beim Opa im Osten verbrachte er viel Zeit. Im Gegensatz zu seinen Eltern wurde er bei den Grenzübertritten nie kontrolliert. Vitamin B. Es hört sich so an, als hätte die innerdeutsche Grenze für ihn nie existiert. Später machte er eine Fleischerlehre und war bei der Bundeswehr in der Garnisonsstadt Wetzlar Feldwebel der Küche. Eine Zeit, die er nicht missen möchte. Er scheint das Bedürfnis zu haben, uns das zu erzählen, wir haben nicht danach gefragt.

In Fellingshausen kaufen wir im Bäckerladen Brötchen und Leberwurst für unterwegs. Vor der Kirche und oben im Wald fallen die liebevollen Arrangements mit Osterhasen, Ostereiern und Grün auf. Ein heruntergefallenes Ei im Wald hängen wir wieder auf. Die Namen der Familien stehen daneben.

Fellingshausen, Osterarrangement vor Kirche
Fellingshausen, weiße Magnolie
Fellingshausen, Osterarrangement im Wald

Der Weg führt uns im Streichen durch den Wald, den Abstecher zum 500 m hohen Dünsberg mit der TV-Antenne sparen wir uns wegen des miesen Wetters, heute regnet es noch etwas mehr als gestern, sonnige Abschnitte sucht man vergebens. Außerdem macht der Biergarten, der uns in Wetzlar im Hotel empfohlen worden war, erst nachmittags auf.

Von einem Waldparkplatz begrüßen uns Einheimische und wünschen uns aus der Ferne einen guten Weg. Es geht nun auf sehr matschigem Pfad umständich durch den Wald, wir verlieren kurzzeitig den Weg und kommen in Krumbach an, wo die Kirche geschlossen ist. Neben der Trauerhalle auf dem Friedhof stehen überdachte Bänke, wo wir unsere Apfelpause machen.

Zwischen Krumbach und Kirchvers

Hinter Krumbach geht es wieder in den Wald, eine Schutzhütte mit einer schönen Sicht auf Wald, Wiesen und Felder lädt uns ein. Allerdings sind die Bänke so eng an die Tische gebaut, dass man sich kaum an sie setzen kann. Man merkt förmlich wie unmotiviert die Handwerker beim Bau gewesen sein müssen.

Kirchvers, romanische Kirche

Auch in Kirchvers ist die Kirche geschlossen. Versperrte Türen werden uns den ganzen Tag begleiten. Hier schmieren wir uns auf einer Bank im Wohngebiet unsere Leberwurstbrötchen. Die ganze Zeit über bellen zwei Hunde auf einem von uns nicht einsehbaren Nachbargrundstück vor uns. Auch von dem Hundegebell kriegen wir heute noch mehr als genug.  Ich versuche immer, auf die Tiere einzureden und sie zu beschwichtigen, das führt aber eher selten zum Erfolg.

In Weipoltshausen rufe ich beim Heimatmuseum an, wo Dokumente und ein Film zu Elisabeths Leben zu sehen sind. Es meldet sich die Tochter, die Mutter arbeitet noch, das Museum wird erst 18 Ubr geöffnet. Schade, dabei hätten wir heute Zeit gehabt.

Es ist noch Heu da!

In Altenvers gibt es die einzige Hufeisenkirche – Apsis in Hufeisenform – Deutschlands. Ich rufe drei Nummern aus dem Pilgerführer bzw. Internet an. Es geht niemand ran bzw. ich höre „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Auch die  beiden Nachbarn, die einen Schlüssel haben sollen, öffnen nicht bzw. sind in Urlaub.

Die kleinen Orte voller Fachwerkhäuser sind zwar schön und schnucklig, aber auch ziemlich verlassen, man möchte hier nicht tot überm Gartenzaun hängen.

Altenvers, Hufeisenkirche

Im Wald hören wir knackende Äste. Ein dunkelbraunes Eichhörnchen rast einen Baum hoch, zwei Rehe ergreifen die Flucht.

Der Weg heute eher eine Zumutung, wir haben Glück und fallen nicht in den Modder, in wenigen Fällen haben wir aber auch bessere Alternativen gefunden.

Von Fahrspuren zerfurchter Weg im Wald

Heute Nacht schlafen wir in einer Ferienwohnung in Lohra  2 km abseits des Elisabethpfads westlich von Damm. Der Hausherr ist sehr nett und erklärt uns alles, bittet um eventuelles Feedback, da er betriebsblind sei. Als Gruß des Hauses gibt es neben Mineralwasser und dem Gummibärchen-Betthupferl Rotkäppchen-Sekt. Der Preis für die Unterkunft ist sehr moderat.

Wir essen im einzigen Restaurant im Ort. Meine Dorade ist riesig. Ein eher misslungener Wandertag findet ein versöhnliches Ende.

Hinterländer Platt

Elisabethpfad F-MR, 4. Etappe Wetzlar – Fellingshausen 28

April 3, 2024

Fachwerkkleinode
Der April macht, was er will

Pause gibt Power

Der Tag beginnt mit einem fürstlichen Frühstück im Hotel, dem bis dato Besten auf der Wanderung. Die Hintergrundmusik wird von einem mir unbekannten Radiosender bestritten und sie spielen It’s My Life von Talk Talk, es gibt wenige Lieder, die morgens bessere Laune machen. Auf Englisch würde man sagen uplifting.

Wir gehen auf demselben Weg hinunter in die Altstadt, dort dann den Avignonpark runter, wo ein toter Steinkrieger zum Gedenken ruht.

Wetzlar, Kriegsdenkmal

Im Jerusalemhaus hatte sich das Vorbild für den Werther am 30.10.1772 im 2. Stock mit einer Pistole erschossen, das Bild fehlte uns noch in der Sammlung.

Wetzlar, Jerusalemhaus

Wir gehen durch die Fußgängerzone, kaufen Proviant ein, holen uns den Pilgerstempel im Dom und bewundern die schöne Altstadt von Wetzlar. Auch wenn es sicher weniger Fachwerkhäuser als in Celle (s. Heidschnuckenweg) sind, so sind sie mindestens genauso beeindruckend.

Wetzlar, Jugendstilfenster
Wetzlar, Fachwerkhäuser

Über die Lahnbrücke geht es hinaus aus der Stadt, bald überqueren wir noch die  Dill, die in Wetzlar in die bedächtig dahinfließende Lahn fließt, an der wir dann später, nachdem wir eine unübersichtliche Straßenkreuzung durch eine Unterführung unterquert haben, noch ein Stückchen lang nach Westen gehen.

Wetzlar, Lahnbrücke
Wetzlar, Malerei in Unterführung

Der Weg steigt nun an zum Kloster Altenberg. Meine Beine sind schwer. Das Wetter ist heute wechselhaft, der Jahreszeit entsprechend. Wolken türmen sich auf, es regnet immer wieder in kleinen Schüben, dann kommt die Sonne raus. Der April macht, was er will. Auch die Temperaturen sind normal, auf jeden Fall nicht zu warm, meine Hände sprechen da eine eindeutige Sprache.

Auf dem Weg zum Kloster Altenberg

Am Kloster Altenberg machen wir eine Obstpause. Hier haben sie den Freistaat ausgerufen. Das Mutterhaus der Diakonissen war in Königsberg, nach dem Krieg gab es einen Neuanfang in Berlin und schließlich den Neuaufbau des Klosters hier. Das Kloster ist geschlossen, dafür haben wir eine gute Sicht. In der Ferne zeichnet sich im Südwesten der Limburger Dom in 35 Km Luftlinie Entfernung ab.

Im Kloster Altenberg machte Elisabeth mit der zweijährigen Gertrud – von Marburg kommend – 1229 Station. Gertrud wurde dort von den Prämonstratensern erzogen, wurde später Chorfrau, trat in die Fußstapfen ihrer Mutter, indem sie Siechenhäuser gründete und ist hier begraben.

Blick vom Kloster Altenberg

Nach diesem Abstecher geht es jetzt wieder nach Osten über zum Teil matschige Wege. Um uns ein weißes Blütenmeer, der Weißdorn blüht. Wir gehen kurzzeitig auf einer Bergwerksroute, hier wurde früher Eisenerz abgebaut. Vor uns ein großes Fabrikgelände, es ist von Buderus Edelstahl. Ein am Straßenrand parkender litauischer Lkw-Fahrer entgegnet unseren Gruß nicht. Der Weg an der Straße wegen des Schwerlastverkehrs weder schön noch ungefährlich.

Weißdorn

In Hermannstein halten wir in einem Café draußen unsere Mittagsrast. Es ist Halbzeit sowohl was den Tag auch, was die Wanderung insgesamt angeht. Wir passieren die 1377 vom Landgrafen von Hessen erbaute Wehrburg gegen die Grafen von Solms. Nach der Pause sind die Lebensgeister wieder da, die schweren Beine plötzlich federleicht.

Wir haben etwas Schwierigkeiten hier wieder auf den Weg zurück zu kommen, der nicht direkt an ihr vorbeiführt.

Burg Hermannstein

Nun verschlechtert sich das Wetter wieder, es fängt an, zu regnen. Vor uns geht eine junge Frau, die wir langsam überholen, links von uns ist ein riesiger Steinbruch. Der Weg geht abwechselnd durch Felder, Wiesen und Wald. Auf einer Wiese vor einem Hochstand laufen zwei Rehe flink rechts hoch in den Wald, als ahnten sie, dass das eine für sie gefährliche Stelle ist.

Wir machen eine Trinkpause bei einer Schutzhütte, von denen es hier so einige gibt. Der Weg ist immer wieder sehr matschig, selbst unter den Blättern kann es sehr rutschig sein.

Genug Pilze fürs Omelette!?

Was die Markierungen angeht, habe ich zunehmend das Gefühl, dass so und so viele  Plaketten vorliegen und die so schnell wie möglich angebracht werden müssen, völlig egal wo.

Wir kommen nun zu einer Kreuzung von sechs Wegen. Ein älterer Jogger kommt uns in gemächlichem, gleichmäßigen Tempo von der anderen Seite die Steigung hoch entgegen. Hier stand bis 2002 die riesige, um die tausend Jahre alte Dicke Eiche, die am Ende an Altersschwäche zusammenbrach.

Hier findet seit 1878 bei schönem Wetter – zuletzt zu Christi Himmelfahrt – ein Waldgottesdienst statt. Es ranken sich diverse Legenden um den Baum, die meist um einen in der Nähe lebenden Einsiedler kreisen.

Dicke Eiche in Verwesung
Gedicht zum Tod der Dicken Eiche von Klaus Jung

Von hier geht es abwärts zu den paar Häusern von Haina (Rosenwunder) und dann durch Bieber. Es ist nun nicht mehr weit zu unserem Zielort Fellingshausen, wo uns unsere Gastwirtin kurz vor sechs schon erwartet. Sie hat exakte Vorstellungen, was das Essen angeht (Hackbraten mit Bratkartoffeln und Salat) als auch, was das Timing betrifft. Wir haben gerade eine halbe Stunde Zeit, uns frisch zu machen, bevor das Mahl beginnt. Die beiden Gläser erfrischend kühle Urweisse sorgen für die nötige Entspannung nach der doch recht anstrengenden Etappe.

Elisabethpfad F-MR, 3. Etappe, Cleeberg – Wetzlar 18

April 2, 2024

Freund, so du etwas bist, so bleib doch ja nicht stehn: Man muß aus einem Licht fort in das andre gehn.

Angelus Silesius

Gut ausgeruht starten wir mit grünem Tee und dem „Osterlammkuchen“ mit Zitronengeschmack in den Tag. Draußen regnet es. Der Wetterbericht verheißt keine Besserung. Allerdings werden wir Glück haben, ein wirklicher Schauer wird uns erspart bleiben, die paar Regentropfen können uns nicht aus der Bahn werfen.

Cleeberg, Hof Jagdhaus

Auf dem Hof gibt es momentan rund 50 Pferde, die dort zur Pension sind. Offenbar ein gutes Geschäft für beide Seiten. Auch bei Wind und Wetter sind die Pferde draußen. Aber Ställe gibt es natürlich auch.

Cleeberg, Hausinschrift

Wir gehen an der Straße hinab nach Cleeberg, einen schönen Fachwerkort mit Burg und Dorfkirche. Lokale oder Geschäfte sucht man vergeblich bzw. haben inzwischen zugemacht, Die Leute, die hier wohnen, sind entweder Rentner oder arbeiten in Wetzlar, Gießen oder Butzbach und schlafen hier.

Cleeberg, Kirche

Wir kommen bald in den Wald oberhalb von Cleeberg. Die Wege sind weich, aber noch ganz gut begehbar. Bald kommen wir zum Napoleonstock, wo Teile des französischen Heeres beim Rückzug vorbeigekommen sein sollen.

Es geht ein Stück an der Straße entlang, dann nach rechts über eine Wiese in Richtung der Felder. Über uns zwitschern mal wieder die Feldlerchen ihr charakteristisches Lied, man sieht sie nicht, sie sind oberhalb der tief hängenden Wolken. Wir schrecken die kleinen Goldammern mit dem gelben Kopf auf, die auf den Feldern sitzen und vor uns wegfliegen.

Auf dem Weg nach Volpertshausen

Wir verpassen einen Abzweig und gehen versehentlich Richtung Vollnkirchen, das plötzlich vor uns liegt, bemerken den Fehler aber schnell.

In Volpertshausen kommen wir am Heimatmuseum vorbei, wo Goethe am 9.6.1772 bei einer Ballnacht die Bekanntschaft der bereits verlobten Charlotte Buff machte, was ihn nicht davon abhielt, doch sein Glück bei ihr zu versuchen. Das Ergebnis kennen wir, die Leiden des jungen Werthers.

Volpertshausen ist heutzutage in der Gegend bekannt für seine italienische Eisdiele, wo wir uns bei einem Cappuccino und Apfelstrudel mit Vanilleeeis aufwärmen.

Volpertshausen, Heimatmuseum Hüttenberg
Volpertshausen, Osterglockenmeer

Hinter Volpertshausen fängt es nochmal etwas zu regnen an, aber wir kommen relativ trocken bis zum Klinikkomplex am Ortseingang von Wetzlar, wo zum Regen auch noch Wind kommt.

Eine kleine Odyssee durchs Gewerbegebiet nebst Baustelle führt uns gegen 14h30  zu unserer Unterkunft, einem großen Hotel in moderner, kubischer Architektur. Wir bekommen zwei Eintrittskarten für das Leitz-Museum nebenan, die wir nicht nutzen. In Wetzlar werden weiterhin Kameras von Leica in einer Manufaktur nahebei gefertigt.

Ich begebe mich bald in die geräumige Sauna mit Blick auf die umliegende Landschaft im 4. Stock, da der Regen sich jetzt wieder intensiviert hat. In der Sauna, die rund 85 Grad heiß ist, verbrenne ich mir die Füße, da der Boden doch tatsächlich gefliest ist.

Gegen halb fünf gehen wir die knapp drei Km bergab ins Zentrum. Die Sonne kommt nun vor uns im Westen raus und verschönt uns den Abend.

Wetzlar, Säuturm

Durch den einzigen von der Stadtmauer erhaltenen Turm geht es in die sehenswerte Altstadt.

Wetzlar, „Escherkunst“ mit Angelus Silesius Weisheit

Goethe hat hier am Reichskammergericht, dem damals höchsten Gericht, ein Praktikum absolviert, sich aber wenig für die Jurisprudenz erwärmt und stattdessen lieber gefeiert. Das Vorbild für den Werther war Karl Wilhelm Jerusalem, ein Bekannter Goethes, der sich am 30.10.1772 wegen einer unglücklichen Liebe in Wetzlar erschoss. Das Jerusalemhaus, wo dies geschah, kann man besichtigen.

Wetzlar, Kornmarkt, Goethes Wohnhaus
Wetzlar, Lottehaus

Direkt am Marktplatz liegt der Wetzlarer Dom, eine in verschiedenen Stilen erbaute Kirche. Ein Grund hierfür war der Bankrott der Stadt 1370. Der Dom wird bis heute von Katholiken und Protestanten gleichzeitig genutzt.

Wetzlar, Dom

Wir begeben uns zur urigen Rathausschänke, wo wir oben an einem Zweiertischchen den Blick raus auf den Markt und runter zum Tresen haben. Wir stärken uns mit Schnitzel und Weißbier, das Lokal ist gut besucht und die Bedienung fix.

Wetzlar, Ratsschänke

Zurück geht es wieder die knapp drei Km hoch zum Hotel, wo wir bald in den wohlverdienten Schlummer fallen.

Elisabethpfad F-MR, 2. Etappe Neu-Anspach – Cleeberg 28

April 1, 2024

Die Vorhut: Reiter
Die Magnolie blüht auf
Smalltalk mit Schäfer

Die erste Nacht recht kurz, die Matratzen zu weich, gegen halb drei mitten in der Nacht kommen Gäste, Türen werden geschlagen. Das Frühstück ausgiebig, u. a. mit viel Paprika, die Pensionsmutter Ungarin; sie sorgt sich ausgiebig um unser Wohl.

In Neu-Anspach habe ich keinen Erfolg, was den Pilgerstempel angeht. Im evangelischen Gemeindezentrum wird gerade die Musikeinlage für den Ostergottesdienst geprobt, ich werde an die katholische Kirche verwiesen, die geschlossen ist. Der Elisabethpfad ist übrigens ein ökumenisches Projekt, das scheint vielen nicht klar zu sein.

Schon gestern fiel es mir auf, heute aber noch deutlicher. Die meisten Leute, die man auf dem Weg trifft, egal ob alt oder jung, egal ob Männlein oder Weiblein, egal ob zu Fuß oder mit dem Rad sind nett und grüßen bzw. bedanken sich, wenn man Platz macht. Das ist schon recht auffällig.

Hinter Neu-Anspach, Blick zurück zum Taunus

Das Wetter heute phantastisch, die Sonne kommt im Laufe des Tages immer mehr raus, es sind bestimmt 15 Grad. Der Weg ist allerdings häufig matschig, es hat über Nacht geregnet. Regenwürmer scheinen aus dem Asphalt zu wachsen. Es geht über einen noch nicht fertiggestellten, noch zu asphaltierenden Weg, wir haben nach einer Weile schwere Lehmklumpen an den Füßen. Außerdem treffen wir häufiger auf Reiter, der Elisabethpfad wird hier auch als Reitweg genutzt, entsprechend tief ist das Geläuf.

Hinter Neu-Anspach, tiefes Geläuf

Immer am Waldrand entlang geht es nach Usingen, der Weg zieht sich etwas, wir kommen scheinbar kaum voran. Im Wald ein Bauwagen  mit Rastbank. Hier haben sich Kindergartenkinder ausgetobt.

Vor Usingen im Wald, Ostereier
Vor Usingen im Wald, Rastplatz

In Usingen blühen die Magnolien. Der Besitzer sagt uns freudig, dass sein Baum pünktlich zu Ostern angefangen hat, seine Blütenpracht zu entfalten.

Usingen, Magnolie

In der evangelischen Kirche bekommen wir endlich den ersten Stempel bzw. so etwas Ähnliches. Ich frage die Küsterin und sie gibt uns zwei Aufkleber, die wir in den Pilgerausweis kleben können. Anscheinend werden die Stempel gelegentlich mitgenommen. Es ist eine schöne, schlichte Kirche mit den Konterfeis der 12 Apostel, die an der Empore angebracht sind.

Usingen, ev. Kirche, 12 Apostel
Usingen, ev. Kirche, Taufbecken

Als wir aus der Kirche heraustreten, läuft uns der Pfarrer hinterher. Er fragt nach unserem heutigen Ziel und meint, das wäre ja noch ein gutes Stück.

Eschbacher Klippen

Von Usingen geht es weiter ins nahegelegene Eschbach und dann hinauf zum Bergkamm zu den ca. 12 m hohen Eschbacher Klippen aus Quarzgestein. Hier sind einige jüngere Kletterer dabei, sich angeseilt den Felsen langsam hochzuarbeiten.

Wir machen hier eine Pause auf einer Rastbank, wo wir Catherines leckeren Zitronenkuchen futtern, eine Gastwirtschaft gibt es hier nirgends. Neben uns Holz, das wie für ein Osterfeuer aufgeschichtet ist, die Einheimischen nennen es „Hexenhäuschen“.

Eschbacher Klippen, „Hexenhäuschen“

Nun geht es ein längeres Stück mitten durch den Wald. Der Weg wird später etwas unwegsam, ist von umgekippten Bäumen versperrt, die man umgehen kann. Am Wegrand blüht es weiß. Erst eine, dann drei, dann ganz viele Blüten. Das Auge ist erfreut.

Buschwindröschen

Wir kommen nun bei Hasselborn zur Bahnlinie, wo eine lokale Kleinbahn des RMV fährt. Parallel zu den Gleisen kommen wir zu dem Anglerparadies Kuhschwanzweiher. Hinter der Bahnunterführung sehen wir, wer die Ursache für die lauten Tiergeräusche ist, die wir unten von der anderen Bahnseite vernommen haben. Es ist eine riesige Schafherde – ca. 500 Tiere – mit vielen putzigen Lämmern. Wir sprechen mit dem jetzt schon dunkelbraunen, wettergegerbten, älteren Schäfer. Sie sind zu zweit. Der Jüngere sieht ziemlich verwegen aus mit seinem breitkrempigen, dunklen Hut, assoziiert den schweigsamen Cowboy. Einen der drei Hütehunde streicheln wir ausgiebig.

Beim Kuhschwanzweiher hinter Brandoberndorf, Schafherde

Es geht nun erstmal weiter an der Bahnlinie lang, dann unterhalb einer Kuhweide zum Wald. Die Markierungen übrigens immer auf offener Strecke gut, wenn man sie nicht braucht, aber wehe es gibt einen Richtungswechsel, den kann man als kompetenter Wanderer ja locker antizipieren. Gut, dass ich die Wander-App habe.

Im Wald erwartet uns ein längerer Anstieg, der nicht enden will. Wir fiebern dem Ende der Etappe entgegen. Kurz nach halb sechs kommen wir völlig erschöpft an unserem Ziel an. Es begrüßt uns ein gutmütiger Leonberger, der uns ausgiebig beschnüffelt. Wir nächtigen heute auf dem Hof Jagdhaus im Wald 1 km von Cleeberg. Ein Viergenerationenhof, unter uns wohnen die Großeltern. Es ist ein Reiterhof, Hühner gibt es natürlich auch.

Da auch in Cleeberg alle Esslokale für immer geschlossen haben, versorgen wir uns im Hofladen mit Eiern, Nudeln und Chili con carne mit Huhn und bereiten dies in unserer offenen Küche dann zu einem Festmahl zu.

Cleeberg, Hof Jagdhaus, Hofhund

Eilsabethpfad F-MR, 1. Etappe Niederhöchstadt – Neu-Anspach 23

März 31, 2024

Leute mit Hunden
Auf schmalem Pfad hoch hinaus

Eine Rehherde

Ciao casa!

Gegen 9h20 sind Catherine und ich soweit und es kann losgehen mit dem Elisabethpfad Teil 2, dieses Mal direkt von zuhause, also Niederhöchstadt, nach Marburg. Wir haben eine Woche Zeit. Das Wetter ist bedeckt, die Temperatur bei elf Grad. Im Laufe des Tages werden sogar 15 Grad erreicht, vom angekündigten Saharastaub kriegen wir allerdings nichts mit, auch wenn es etwas diesig ist. Im Südosten sieht man die Frankfurter Skyline in ca. 10 km Luftlinie Entfernung. Regnen wird es nicht. Anfangs treffen wir am heutigen Karsamstag nur Leute mit Hunden, das ändert sich später.

Oberhöchstadt, Blick auf Frankfurt

Wir stoßen nach ca. 40 Minuten auf den Elisabethpfad im Wald unweit der Tennisplätze an der Straße von Steinbach nach Oberhöchstadt. Es geht am Waldrand entlang, links von uns eine große Pferdekoppel, der Weg steigt leicht an. An einer Fußgängerampel überqueren wir die B455, die Bundesstraße, die den Taunus von Westen nach Osten durchzieht. Auf der extra für uns angelegten Rampe an der Nordseite, die uns wieder in den Wald führt, treffen wir auf zwei Schnecken, deren stetiges Dahingleiten wir uns zum Vorbild nehmen wollen.

Eile mit Weile!

Nach etwa 2 Stunden kommen wir zum Informationszentrum Hohe Mark, wo schon so einiges los ist, insbesondere die Mountainbiker machen hier eine Rastpause. Wir trinken draußen einen Capuccino und essen eine Kleinigkeit, Catherine einen Salat, ich Bratkartoffeln. Über eine Fußgängerbrücke geht es erneut über die L3004, hier haben um die Zeitenwende die Kelten gelebt, es wurden Überreste ihrer Siedlungen und ein Grab gefunden. Tacitus hat den Taunus in seinem Büchlein Germania erwähnt, auch wenn unklar ist, ob er damit exakt dasselbe Mittelgebirge wie heute meinte. Der Taunus hieß bis vor nicht so langer Zeit die Höhe, daher der Zusatz zu vielen Ortsnamen wie z. B. Bad Homburg vor der Höhe. Wir kommen an hohen, immergrünen Bäumen mit einer sehr charakteristischen, zerfurchten Rinde vorbei, es sind Lebensbäume (Thuja).

Elisabethenstein

Wir gehen hier ein Stück auf der Elisabethschneise, die 5 km vom Jagdschloss der Landgräfin Elisabeth (19. Jahrhundert) vor den Toren Bad Homburgs bis zum Sandplacken am Limes verläuft. An der Seite der nach ihr benannte Elisabethenstein, eine Felsformation, die direkt auf dem Weg liegt und teilweise gesprengt wurde. Man beachte, diese Elisabeth hat nur den Namen gemeinsam mit der mittelalterlichen, heiligen Elisabeth, die in Marburg begraben ist.

The Borkenkäfer was here…

Im Wald immer wieder große Kahlschlagsflächen und entwurzelte Bäume. Für den Borkenkäfer ein gefundenes Fressen.

Schnurgeradeaus, der Weg ist nicht zu verfehlen

Die Wege gehen oft geradeaus bis zum Horizont. Man meint, es sind vor und hinter einem in unmittelbarer Nähe andere Wanderer, die in Wirklichkeit hunderte Meter entfernt sind. Diese Wegführung demotiviert etwas, da man meint, nicht vorwärts zu kommen.

Fingerhut

Catherine macht mich darauf aufmerksam, dass große Flächen mit Fingerhut bewachsen sind. Das wird später im Jahr dann ein blaues Blütenmeer im Wald ergeben.

Marmorstein

Links vom Hauptweg geht es nun fast querfeldein hinauf zum Marmorstein mit diversen auffälligen Steingruppen. Wir erreichen mit 580 Meter das Dach dieses Elisabethpfades.

Verblichene Markierung

Der Weg ist bis jetzt relativ gut markiert, auch wenn die rote Farbe teilweise verwittert ist. Er verläuft meist auf diversen lokalen Wanderwegen.

Viele Bäume hat es erwischt

Auf den Kahlschlagsflächen wird teilweise wieder aufgeforstet. Mischwald lautet die Zauberformel, die den Wald dem Klimawandel gegenüber resilienter machen soll.

Plötzlich führt uns die Markierung rechts ab vom Hauptweg steil bergab, gut, dass wir die Wanderstöcke dabei haben. Catherine ist bald weit vor mir. Wir kommen im Hessenpark an, einer Ansammlung historischer Gebäude, die man hergerichtet hat zu Besuchszwecken.

Hessenpark, Marktplatz

Hier leisten besorgen wir uns in der Bäckerei Kaffee und Käsekuchen und setzen uns zu einer Drei-Generationen-Familie mit Hund. Catherine kauft sich außerdem ein Brillenetui aus Nussholz, das in den Oberurseler Werkstätten hergestellt wurde.

2. Weltkrieg, Birkenkreuze für gefallene Wehrmachtsoldaten in Russland

In einem anderen Haus ist eine Ausstellung zu russischen Kriegsgefangenenlagern. Es sind Alltagsgegenstände ausgestellt, häufig Zigarettenutensilien und Schachspiele. Auch die Madonna von Stalingrad von Kurt Reuber azs Wuxhmannshausen (s. Bericht von ersten Elisabethpfad) ist hier ausgestellt, zudem ein Bild von Weihnachten in Workuta, wo eingefallene Gesichter im Kerzenschein am Tisch sitzen.

Viel Zeit zum Schachspielen in Workuta

Auch der Heimkehr der Zehntausend 1955 wird gedacht, die auf der Strecke von Herleshausen nach Friedland von Menschenmassen am Straßenrand willkommen geheißen wurden.

Heimkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1955

Wir haben jetzt noch knapp 4 km nach Neu-Anspach, wo wir in einer recht gut ausgelasteten Pension übernachten werden. Auf dem Weg durch die Felder zwitschern über uns die Feldlerchen. Die ersten gelben Rapsblüten strecken ihre Köpfchen hervor. Rechts von uns erstreckt sich der Segelflugplatz. Auf der Wiese äst eine Gruppe von sechs Rehen.

Abends essen wir gut und preiswert in einem asiatischen Imbiss. Nach der deliziösen süß-sauren Pekingsuppe nehme ich Bami Goreng, ein Lieblinsgericht aus meiner Jugend, Catherine gebratene Garnelen mit Gemüse und Reis.

3835

März 30, 2024

In einer Höhle

Eine Sirene sprechsingt

Es läuft ein Western

[Golden Bug & the Limiñanas feat. Anna Jean – L’effet domino]

3834

März 29, 2024

Legalisierung

Schon zweiundachtzig Thema

Jetzt ist es soweit

[UB40 – Forever True]

3833

März 29, 2024

Zu Fuß auf dem Weg

Paralleluniversum

Zurück zur Natur

3832

März 29, 2024

Auf den Handflächen,

nicht auf den Fingerspitzen

Der verschärfte Hund

3831

März 29, 2024

Draußen tröpfelt es

Der Mittelweg ne Rutschbahn

Hoppla, ich falle!

3830

März 28, 2024

Der Regenbogen

und sein blässlicher Schatten

von Büschen verdeckt

3829

März 28, 2024

Hinter dem Bahndamm

verblasst in Windeseile

der Regenbogen

3828

März 28, 2024

Zwischen den Pausen

Geheimnisvolle Töne

Free Jazz Crescendo

[Julia Holter – Speaking to the Whisper]

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März 28, 2024

Diebische Freude

jeden Tag die ganze Welt

neu zu entdecken

3826

März 28, 2024

Gemeinsam singen

von harten Schicksalsschlägen,

vom Verlassensein

[Pastor Thomas Lee Barrett & the Youth For Christ Choir – Nobody Knows (via)]

3825

März 27, 2024

Junge Schweizerin

wandert vier Monate lang

auf dem Alpenkamm

[Christina Ragettli – Von Wegen]

3824

März 27, 2024

Während eines Staus

immer auf der Spur fahren,

die geschlossen ist

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März 27, 2024

Sobald es hell ist

verstummt die Amsel völlig

Himmlische Ruhe

3822

März 27, 2024

Die Amsel begrüßt

den Morgen im Innenhof

mit lautem Zwitschern

3821

März 26, 2024

Ne halbe Stunde

das Ergometer treten

Hallo Libido!

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März 26, 2024

Abends kurz nach zehn

rufen wir uns zusammen

Das Band zwischen uns

3819

März 26, 2024

Gimme all that trash

Bait me with noise explosions

Do not sing, just talk

[The Jesus and Mary Chain – jamcod]

3818

März 26, 2024

Rund tausend Haikus

Das Lebenswerk von Bashō

Teich. Froschsprung. Platschen.

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März 26, 2024

Am Hausvogteiplatz

Der Tisch reich mit Mais gedeckt

Ein Stadttaubenschwarm

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März 26, 2024

Bei drei Grad joggen

mit freiem Oberkörper

vor dem Bendlerblock

3815

März 26, 2024

Seit vierzig Jahren

sich täglich überwinden

Zum Schluss kalt duschen!

3814

März 25, 2024

Sauge unterm Bett

auf dem Boden liegend Staub

Komme kaum noch hoch

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März 24, 2024

Wir wachen alle

eines Tages als Käfer

auf dem Rücken auf

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März 23, 2024

In Biofeigen

starker Selleriegeschmack

Seltsam, aber cool

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März 23, 2024

Nicht lange fackeln

Eine Himmelsmelodie

Mitten in das Herz

[Lush – Superblast!]

Hin zum Konkreten

März 23, 2024

Je älter man wird, desto weniger philosphiert man. Wer jung ist, neigt zu Abstraktionen. Doch wenn der Tod näher rückt, ist alles nur noch Konkretion.

Connie Palmen

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März 23, 2024

Lush, almost baroque

The keyboard has been drinking

Bass, flute and sax. On!

[Julia Holter – Something in the Room She Moves]

3808

März 23, 2024

In der Hand zweier

Gitarrenvirtuosen:

Der Powerfrausong

[James Elkington & Nathan Salsburg – Buffalo Stance (Neneh Cherry)]

Joan Baez – I am a Noise

März 23, 2024

Ein sehr persönlicher Dokumentarfilm über und mit der Folkikone. Neben historischen Aufnahmen gibt es Filmmaterial von der letzten Tournee 2018 sowie Tagebücher und Cassettenaufnahmen von Therapiesitzungen. Gerahmt wird das Ganze von Gesprächen mit Joan Baez in der Jetztzeit. Drei Dinge waren immer auffällig an Joan Baez, ihre einmalige, makellose Vibratostimme, ihre klassische, madonnenhafte Schönheit und ihr so natürlich erscheinendes Lächeln.

Hinter diesem Lächeln verbarg sie eine schwere Neurose, die wahrscheinlich mit Missbrauchserfahrungen aus ihrer Kindheit zusammenhängt. Allerdings hat ihr Vater das nie zugegeben und auch sie erinnert sich im Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester Mimi, deren Leben durch den frühen Motorradunfalltod ihres Mannes, des Musikers Richard Fariña, endgültig zerstört wurde, nicht an konkrete Übergriffe. Aber sie fällt im Laufe ihrer Karriere immer wieder in tiefe Löcher, insbesondere als es nach dem Ende des Vietnamkriegs mit dem politischen Aktivismus erst einmal vorbei war. Ihre Beziehungen mit Männern sind keine Erfolgsgeschichten. Während des Woodstock-Festivals 1969 war sie mit ihrem Sohn Gabriel schwanger, der Vater war der Journalist und Vietnamkriegsgegner David Harris, der zu dieser Zeit wegen Wehrdienstverweigerung für 15 Monate im Gefängnis war. Die Ehe hielt 5 Jahre. Mit ihrem Sohn, um den sie sich nicht soviel kümmern konnte wie eigentlich nötig, hat sie sich ausgesöhnt und er spielte bei ihren letzten Tourneen Perkussion.

Was Bob Dylan angeht, so war sie bereits erfolgreich, als er noch ein unbekannter Folkgitarre spielender Junge aus der Provinz war. Sie stellte ihn ihrem Publikum vor. Sehr bald war er im Rampenlicht und stahl ihr die Show. Bob Dylan sagte ihr recht früh, dass ihre Liedtexte künstlerisch schwach und eher banal wären. Man hört im Film trotzdem eine gewisse Wehmut von ihrer Seite heraus, was die gemeinsame Beziehung angeht, die ja damals von der Presse sehr stark ausgebeutet wurde. Ihm war wohl damals seine Freiheit wichtiger als eine feste Beziehung. Sie hat ihn anscheinend mehr geliebt als umgekehrt.

3807

März 23, 2024

The gloomy eighties

Female voices approaching

Guitars are dreaming

[Four Tet – Skater, thanks to Nick]

3806

März 21, 2024

Irgendwann muss man

die Blognabelschnur auch mal

endlich abschneiden

nicht alles schlecht

März 21, 2024

Dass eine Gehörlose in Deutschland Bundestagsabgeordnete werden kann, dafür liebe ich dieses Land.

3805

März 21, 2024

Zum Tagesanbruch

Lautes Vogelgezwitscher

schallt vom Innenhof

3804

März 20, 2024

An dieser Stelle

steht heute die Polizei

Da kracht es öfter…

3803

März 20, 2024

Freundin kreischt. „Mer-de!“

Abbiegend fällt Ohrhörer

zwischen die Speichen

3802

März 19, 2024

„Blöde Kuh!“ „Selber!“

Fast-Crash zweier Radfahrer

Er hatte Vorfahrt

3801

März 18, 2024

Den Rest des Lebens

täglich das T-Shirt wechseln

mit neuem Haiku.

3800

März 18, 2024

Gleichzeitig dick- und

dünnhäutiger werden mit

jedem neuen Tag

3799

März 18, 2024

Drei Frauen singen

eine Liebeserklärung,

die es in sich hat

[The Joni Project – A Case of You (Joni Mitchell)]

Keine Scham kennen

März 18, 2024

Ein paar Worte zu Touch of Time, dem neuen Album von Arve Henriksen & Harmen Fraanje.

3798

März 18, 2024

Negativität,

verdammte, ich wär so gern

Amerikaner

3797

März 18, 2024

Vor dreißig Jahren

In Limpertsberg, weißt Du noch?

In meiner Küche

3796

März 17, 2024

Lieblingsohrhörer

haben Fünfzig-Grad-Wäsche

nochmal überlebt

3795

März 17, 2024

So ein kleiner Ton

Sich selbst ganz zurücknehmend

Aus dem Schilf kommend

[Arve Henriksen & Harmen Fraanje – The Beauty of Sundays]

XVII

März 17, 2024

Ein reiches Leben

Die Harzreise, für den Stau

So viel Harmonie

Aufgehäufte Geschenke

Aufgehübschtes Tagebuch

3794

März 16, 2024

Hi, Regentropfen!

In mein Tempo reinfinden

Der Regen hört auf

3793

März 16, 2024

Luzide Flashbacks

Im Gedächtnis verschwimmend

Wir tänzeln im Kreis

[Brian Eno – All I Remember]

3792

März 16, 2024

Rechts am Rhein abwärts

zu dritt mit drei km/h

bei leichtem Tröpfeln

3791

März 15, 2024

Nach der Säuberung

als einziger den Hemdfleck

weiterhin sehen

3790

März 15, 2024

Schilfblätter im Wind

Anschwellendes Vibrato

Den Ton aushauchen

[Charles Lloyd – Defiant, Tender Warrior]

3789

März 13, 2024

sich die Zeit nehmen

an roten Ampeln warten

einfach nur da sein

3788

März 13, 2024

Ohne Erwartung

Sich dem Leben aussetzen

Reich beschenkt werden

3787

März 13, 2024

Die erste Musik

trifft auf offene Ohren

am frühen Morgen

[Julia Holter – Evening Mood]

3786

März 13, 2024

Einfach einschlafen

und dann am nächsten Morgen

nicht mehr aufwachen

3785

März 13, 2024

Es kommt hart auf hart

Zwischen Bruder oder Freund

und Frau entscheiden

[John Sturges – Gunfight at the O. K. Corral]

3784

März 12, 2024

Im Zentrum der Bass

Sonnenstrahlenreflexe

Wie das dahinfließt

[Michael Naura Quartett – Soledad de Murcia]

3783

März 10, 2024

Schiffchen im Hafen

Wie glitzernde Smaragde

Kleinod, klitzeklein

Kai Hackemann – Kleiner Hafen, Email

3782

März 10, 2024

Und ja: Es ist Krieg.

Und nein: Worte reichen nicht.

Und ja: Wach jetzt auf!

[Die Nerven – Und Ja]

3781

März 10, 2024

Zwei Menschen am Meer

Acrylfarben, zerlaufend

Segelboot vorm Wald

[Kronberger Malerkolonie: Transzendenz (Rüngeler, Hackemann, Reuter, Lioba Lang)]